24. Januar 2025
Angehende MFA werden Selbsthilfe-Multiplikatoren
Am 08.01.2025 konnten sich die Schülerinnen der Unterstufe (1. Lehrjahr) des Ausbildungsgangs zur Medizinischen Fachangestellten am Berufskolleg Wesel über das Thema Selbsthilfe im Kreis Wesel informieren.
Gemäß dem Lehrplan für das Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen - Medizinische Fachangestellte/ Medizinischer Fachangestellter, Fachklassen des dualen Systems der Berufsausbildung, beschäftigen sich die Auszubildenden im ersten Lehrjahr mit dem Lernfeld 2: Patienten empfangen und begleiten. Neben einem situationsgerechten Empfang der Patienten in der Arztpraxis, zählt die gesamte Organisation des Aufenthaltes in den Praxisräumen und die vollständige Begleitung und Betreuung der Patienten zu ihren Aufgaben. So kann es im Praxisalltag erforderlich sein, Patienten, die eine schlimme Diagnose erhalten haben, emotional aufzufangen und im Anschluss an passende (medizinische) Versorgungsangebote in der Region zu vermitteln. Dazu gehört auch die Selbsthilfe als vierte Säule des Gesundheitssystems (neben der ambulanten, stationären und der rehabilitativen Versorgung).
In dem 90-minütigen Workshop stellte Anne Gawlik (Fachberatung der Selbsthilfe- Kontaktstelle Kreis Wesel) die Arbeit der Selbsthilfekontaktstellen sowie die Bedeutung von Selbsthilfe für die Betroffenen gemeinsam mit einem Selbsthilfeaktiven vor. Dieser berichtete offen von seiner Alkoholsucht und den daraus resultierenden Folgen für die eigene Gesundheit sowie für das gesellschaftliche, berufliche und familiäre Leben. Die Auszubildenden durften Fragen stellen und konnten so in einem sehr authentischen Erfahrungsbericht erleben, was Selbsthilfe leisten kann. Auch die Offenheit, mit der über sensible Probleme gesprochen wurde, hinterließ einen bleibenden Eindruck. Diese Art der Öffentlichkeitsarbeit ist absolut wichtig, um das Thema Selbsthilfe mehr in das Bewusstsein zu rücken, damit die Medizinischen Fachangestellten beispielsweise im Anschluss an eine Diagnose dem Patienten Informationen zum Thema Selbsthilfe an die Hand geben. Sie haben in der Regel ein Vertrauensverhältnis zu den Patienten und können durch die Vermittlung an Betroffene mit denselben oder ähnlichen Problemstellungen gute Unterstützungsmöglichkeinen bieten.
Als Fazit wurde im Anschluss an den Workshop von den Auszubildenden genannt, dass es wichtig ist über Probleme aller Art zu sprechen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Insbesondere dann, wenn die eigenen Freunde und Familie an ihre Grenzen stoßen. Dadurch haben die Patienten das Gefühl mit dem Thema nicht alleine zu sein und fühlen sich verstanden und können von anderen Teilnehmern der Gruppe lernen, mit der Problemstellung umzugehen. Dazu gehören auch die Nutzung von Netzwerken, die Vermittlung von passgenauen medizinischen Versorgungsmaßnahmen und Gesundheitsdienstleistungen und der Erfahrungsaustausch beispielsweise über die Verträglichkeit von Medikamenten. Die regelmäßigen Treffen (i.d.R. in Präsenz) ist von großer Bedeutung für die Betroffenen, die aufgrund der Erkrankungen oftmals auch weniger soziale Kontakte pflegen (können) und sich hier gegenseitig Hoffnung machen und miteinander verbunden sind. Sie können sich gegenseitig helfen, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen.
Die Selbsthilfe- Kontaktstellen nehmen in der Selbsthilfe dabei eine wichtige Aufgabe wahr: Sie vermitteln Selbsthilfeinteressierte an Selbsthilfegruppen, unterstützen Selbsthilfegruppen in ihrer Arbeit und informieren allgemein über das Thema Selbsthilfe. „Wir möchten die Selbsthilfe bekannter machen und die Fülle der Selbsthilfe aufzeigen. Immer mehr Menschen nutzen die Möglichkeit sich bei gesundheitlichen, seelischen und sozialen Belastungen gegenseitig zu unterstützen.“ beschreibt Frau Gawlik
Im Hinblick auf zunehmende (psychische) Erkrankungen auch innerhalb der Schülerschaft ist es uns neben der Lehrplanpassung zusätzlich wichtig, auf mögliche Hilfsangebote auch für die Schülerinnen und Schüler selbst (oder ihre Familienangehörigen) aufmerksam zu machen. Deswegen nimmt die Selbsthilfekontaktstelle des Kreis Wesel auch am Tag der Beratungsstellen teil und es ist geplant, sie auch im Rahmen der Projektwoche der Höheren Berufsfachschule Gesundheit und Soziales einzubinden.
Anja Schwarz-Flecken, OStR'in
Weitere Informationen über die Selbsthilfe erhalten Sie bei der Selbsthilfe-Kontaktstelle:
Selbsthilfe-Kontaktstelle Kreis Wesel
Hanns-Albeck-Platz, 2
47441 Moers
www.selbsthilfe-wesel.de
Telefon: 02841 90 00 16
Telefax: 02841 90 00 20
E-Mail: selbsthilfe-wesel@paritaet-nrw.org